Digitalisierung: Unwort mit Zukunft

Wenn man – so wie ich – beruflich mit Softwareentwicklung und Prozessen zu tun hat, fällt es manchmal schwer, seinen Beruf mit einfachen Worten zu erklären. Zu präsent sind Fachbegriffe und Anglizismen im eigenen Wortschatz; zu viel scheint uns selbstverständlich, was doch erklärungsbedürftig ist.
In diesem Zusammenhang hatte ich vor einigen Wochen eine interessante Diskussion über Digitalisierung. Für meinen Schwiegervater hat dieser Begriff eine klare Bedeutung. Es handelt sich um die Umwandlung von analogen Signalen in ein digitales Format, sei es direkt bei der Aufzeichnung, sei es später. Diese Definition passt jedoch nur schlecht zur Verwendung des Begriffs in den Medien und im heutigen Sprachgebrauch. Der Stern schreibt zum Beispiel, die Digitalisierung in Deutschland sei „rückständig“. Der Spiegel spricht von „Digitaler Zukunft“ dank Apps und „Virtual Reality“ (und schon haben wir sie wieder – die Anglizismen…)
Ist „Digitalisierung“ also nur ein Schlagwort; ein „Buzzword“, wie wir es ausdrücken würden? Ja und nein. Tatsächlich ist der Begriff nur unscharf definiert. Wikipedia merkt dazu an, dass Digitalisierung immer seltener in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet wird, sondern inzwischen die „umfassenden Megatrends der digitalen Transformation“ bezeichnet. Weitere Hauptartikel gibt es zu den Themen „Digitale Transformation“ und „Digitale Revolution“. Das klingt nach etwas, was keine Firma verschlafen sollte. Tatsächlich finden wir immer mehr Software in Alltagsgegenständen. Der Kühlschrank, der mit dem Online-Portal des Lebensmittelhändlers kommuniziert, um Butter nachzubestellen, rückt in greifbare Nähe. Es ist ein bisschen wie bei Jules Vernes Reise zum Mond. Ganz so, wie Jules Verne es sich vorgestellt hat, ist es nicht gekommen. Doch gekommen ist sie: die Reise zum Mond.
In gewisser Hinsicht werden Kühlschrank, Haustür – ja ganze Fabriken tatsächlich „digitalisiert“. Nur geht es nicht um den Gegenstand, sondern um die interessanten Daten, die sie bergen. Wenn die gewonnenen Informationen verarbeitet und/oder mit anderen Informationen verknüpft werden, entstehen Handlungsoptionen für denjenigen, der die Informationen besitzt. Google, Facebook und Amazon machen es uns vor.
Sobald wir verschiedene Geräte miteinander und mit Software im Internet verknüpfen, haben wir das „Internet der Dinge“ und damit noch so ein Unwort mit Zukunft. IoT betrifft uns alle: Die Hersteller von Geräten, weil sie sich verstärkt mit Software auseinandersetzen müssen; die Anbieter von Diensten, weil völlig neue Geräte „digitalisiert“ werden und eingebunden werden wollen; die Software-Firmen, weil Daten plötzlich beträchtlich an Wert gewinnen und Diebe anziehen sowie nicht zuletzt die Anwender, weil es ohne Smartphone und mobile Daten und WLAN-Zugang daheim eines Tages einfach nicht mehr gehen wird.
In unserer Webinar-Reihe „Demystifying IoT“ wollen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, was IoT für die Entwicklung und den Betrieb der involvierten Software bedeutet. Im ersten Teil klären wir einige Begriffe und beleuchten die Frage, wieso Digitalisierung und IoT tatsächlich die Zukunft sein werden. In Teil 2 setzen wir uns mit den Qualitätskriterien auseinander, die wir in Zukunft verstärkt anlegen müssen. Im dritten Teil zeigen wir, wie das Zusammenspiel aller Beteiligten im Internet der Dinge gesichert werden könnte (Stichwort „Referenzarchitekturen“). Der Test kommt wie immer zuletzt und ist Thema des vierten Teils. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!