In der heutigen Softwareentwicklung, insbesondere im Automobilbereich, werden zwei Ansätze oft gegenübergestellt: ASPICE und Agile. Diese Frage taucht häufig in Assessments und Meetings auf: „Können ASPICE und ein agiler Ansatz miteinander harmonieren?“
Oder sind Agile und ASPICE doch so unterschiedlich wie Öl und Wasser?
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Auf den ersten Blick könnten ASPICE und Agile als zwei diametral entgegengesetzte Ansätze erscheinen. ASPICE ist ein stark prozessorientiertes Modell, das besonders auf die Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung abzielt, während Agilität für Flexibilität und schnelle Iterationen steht. Doch diese Schwarz-Weiß-Betrachtung greift zu kurz.
Automotive SPICE® ist nämlich nicht an eine spezifische Entwicklungsmethode gebunden. In der Praxis arbeiten viele Projekte in der Automobilindustrie in einem hybriden Ansatz, der das klassische Wasserfallmodell mit agilen Methoden kombiniert. Und tatsächlich lassen sich die agilen Prinzipien, wie sie im Agilen Manifest definiert sind, auch in ASPICE-konforme Prozesse integrieren.
Automotive SPICE® (ASPICE)
ASPICE steht für „Automotive Software Process Improvement and Capability dEtermination“ und ist ein Prozessmodell, das die Qualität von Softwareentwicklungsprozessen im Automobilsektor sicherstellen soll. Es bietet eine systematische Grundlage, um:
Agile Methoden, wie sie im Agilen Manifest beschrieben werden, konzentrieren sich auf:
Die beiden bekanntesten agilen Frameworks sind:
ASPICE und Agile haben auf den ersten Blick verschiedene Schwerpunkte, aber das bedeutet nicht, dass sie im Widerspruch zueinander stehen. Tatsächlich gibt es viele Überschneidungen in ihren Zielen – nämlich die effiziente Entwicklung von hochwertiger Software.
Beide Ansätze können sich in einem Projekt sinnvoll ergänzen, um sowohl Qualität als auch Effizienz sicherzustellen.
Trotz der vielen Synergien gibt es auch Herausforderungen, wenn man versucht, beide Ansätze zu kombinieren:
Im Automobilsektor sind Entwicklungszyklen oft durch Prototypen wie A‑Sample und B‑Sample geprägt. Zu häufige Lieferungen sind hier unwirtschaftlich, da Prototypen teuer und aufwendig sind. Die agile Idee der regelmäßigen Auslieferung kann dadurch schwierig umzusetzen sein. Hier bieten Hardware-in-the-Loop (HIL) und Software-in-the-Loop (SIL) eine Lösung, um Entwicklungsinkremente zu simulieren und Tests durchzuführen, ohne teure physische Prototypen zu benötigen.
Das zweite Prinzip des Agilen Manifests betont, dass Anforderungsänderungen selbst spät im Projekt willkommen sind. In ASPICE ist dies ebenfalls ein Thema, das im Prozess SUP.10 Change Request Management behandelt wird. Allerdings müssen Änderungen hier detailliert analysiert und genehmigt werden, was die Flexibilität einschränken kann.
Agile Entwicklungsteams arbeiten oft in kurzen Sprints, während ASPICE-konforme Projekte eher langfristige Meilensteine und Projektpläne verfolgen. Die Herausforderung liegt darin, beide Zeitpläne miteinander zu verbinden, ohne dass eines der Systeme unnötig verlangsamt wird.
Ein Praxisbeispiel zeigt, wie hybride Ansätze diese Probleme überwinden können. Viele Unternehmen nutzen agile Frameworks wie Scrum für die Softwareentwicklung, während der übergeordnete Rahmen durch ASPICE gesteuert wird. Hierbei wird oft mit Release-Plänen gearbeitet, in denen festgelegt wird, welche Funktionalitäten in den verschiedenen Prototyp-Phasen (z.B. A‑Sample, B‑Sample) umgesetzt werden.
In diesen Phasen können die zu entwickelnden Features in kleinere, überschaubare Pakete aufgeteilt werden, die agile Teams in Sprints umsetzen. So wird die Granularität der Arbeitsschritte dem agilen Ansatz angepasst, während die Traceability und Prozessqualität von ASPICE gewahrt bleiben.
Ein zukunftsweisender Ansatz ist Agile SPICE™, ein Prozessreferenzmodell, das den Einsatz agiler Praktiken in einem ASPICE-Rahmen erleichtert. Agile SPICE™ hilft, agile Methoden mit den strengen Vorgaben der Automotive SPICE®-Standards zu kombinieren, ohne dass die grundlegenden Prozessattribute verloren gehen. So lassen sich agile Praktiken nahtlos in die Bewertung nach ASPICE-Kriterien integrieren.
Die Frage, ob ASPICE und Agile zusammenpassen, lässt sich klar beantworten: Ja, sie können sich im richtigen Kontext hervorragend ergänzen. Wichtig ist jedoch, dass die Teams gut harmonieren und die richtigen Prozesse für das jeweilige Projekt ausgewählt werden.
ASPICE hilft dabei, die Komplexität von Automobilentwicklungen zu managen, während Agile ermöglicht, schnell auf sich ändernde Kundenanforderungen zu reagieren. Beide Ansätze zu kombinieren ist keine technische Herausforderung – es liegt vielmehr an den Beteiligten, ob sie bereit sind, diese Synergie zu leben.
Die Botschaft ist klar:
ASPICE und Agile können nicht nur koexistieren, sondern sich gegenseitig ergänzen, um in einem dynamischen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
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