Automotive SPICE 3.1 vs 4.0

17.04.2025
Automotive SPICE®

Die Automobilindustrie erlebt einen rasanten technologischen Fortschritt, der vor allem durch die zunehmende Komplexität moderner Fahrzeuge angetrieben wird. Mit der zunehmenden Integration von Fahrzeugen in Software und ausgeklügelte Systeme hat sich der Schwerpunkt auf die Verbesserung der Softwarequalität, der Systemintegration und der allgemeinen Zuverlässigkeit elektronischer Komponenten verlagert. Dieser Wandel ist nicht nur für autonome Fahrzeuge, Elektroautos und vernetzte Technologien von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Einführung von KI und maschinellem Lernen in Automobilsystemen, die die Art und Weise, wie Fahrzeuge entworfen, getestet und hergestellt werden, schnell verändern.

Im Zuge der Weiterentwicklung dieser Technologien müssen sich die Entwicklungsprozesse im Automobilsektor anpassen, um die Lieferung sicherer, zuverlässiger und leistungsstarker Produkte zu gewährleisten. ASPICE (Automotive SPICE), ein weithin anerkannter Standard zur Bewertung und Verbesserung von Entwicklungsprozessen in der Automobilindustrie, spielt bei dieser Transformation eine zentrale Rolle. Ursprünglich entwickelt, um den Reifegrad von Softwareentwicklungsprozessen zu bewerten, hat sich ASPICE kontinuierlich weiterentwickelt, um der zunehmenden Komplexität moderner Automobilsysteme gerecht zu werden.

Um mit diesen Fortschritten Schritt zu halten, wurde ASPICE selbst erheblich aktualisiert. Diese Updates spiegeln die wachsende Abhängigkeit der Branche von System Engineering, agilen Methoden, funktionaler Sicherheit, Cybersicherheit und der Integration von KI-gesteuerten Prozessen wider. Zwei wichtige Versionen des ASPICE-Modells, die heute in der Branche häufig diskutiert werden, sind ASPICE 3.1 und ASPICE 4.0.

In diesem Artikel geben wir einen detaillierten Überblick über ASPICE 4.0 und heben die wichtigsten Updates und Verbesserungen hervor, die es einführt. Wir werden die neuen Prozesse und Verbesserungen in ASPICE 4.0 untersuchen, die Änderungen im Vergleich zur Vorgängerversion skizzieren und einen detaillierten Vergleich zwischen ASPICE 3.1 und ASPICE 4.0 anbieten, wobei wir uns auf ihre wichtigsten Unterschiede und die Auswirkungen auf die Bewertung und Verbesserung von Prozessen in der Automobilindustrie konzentrieren.

 

Was ist ASPICE?

Was ist ASPICE?

Automotive SPICE (ASPICE) ist ein Prozessbewertungsmodell, das entwickelt wurde, um Software- und Systementwicklungsprozesse in der Automobilindustrie zu verbessern. Es hilft Unternehmen, den Reifegrad ihrer Entwicklungsprozesse zu bewerten und stellt die Entwicklung hochwertiger, zuverlässiger und sicherer Automobilsysteme sicher. ASPICE wird häufig von OEMs (Original Equipment Manufacturers) und Tier-1-Zulieferern verwendet, um ihre Prozessfähigkeiten zu bewerten.

ASPICE 3.1 Ältere Version

ASPICE 3.1 war vor der Veröffentlichung von ASPICE 4.0 der Industriestandard für die Bewertung von Prozessen in der Automobilindustrie. Obwohl es sich um einen soliden Rahmen für die Bewertung und Verbesserung von Prozessen in der Automobilentwicklung handelte, lag der Fokus in erster Linie auf:

Prozessfähigkeitsstufen
ASPICE 3.1 hat Prozessfähigkeitsstufen von 0 bis 5 skizziert. Diese Stufen helfen Unternehmen, den Reifegrad und die Effektivität ihrer Prozesse zu bewerten.
Fokus auf Softwareentwicklung
Der Fokus lag stark auf Prozessen im Zusammenhang mit der Softwareentwicklung, wie z. B. Anforderungsmanagement, Design, Verifizierung und Validierung.
Starker Fokus auf Rückverfolgbarkeit
Die Rückverfolgbarkeit zwischen verschiedenen Prozessstufen, insbesondere bei der Softwareentwicklung und dem Systemdesign, stand im Vordergrund
**🚫Prozesse, die in ASPICE 4.0 ausgeschlossen sind

ASPICE 4.0

Die Veröffentlichung von ASPICE 4.0 markiert eine bedeutende Weiterentwicklung des Standards. ASPICE 4.0 hat mehrere wichtige Upgrades eingeführt, um den Herausforderungen der modernen Automobilentwicklung besser gerecht zu werden, wobei der Schwerpunkt auf neuen Technologien und der Integration komplexer Systeme liegt.

Unterhalb des VDA-Bereichs werden neue Prozessgruppen angezeigt, und es werden Prozesse hinzugefügt.

Neue Prozessgruppen: 3

  1. Machine Learning Engineering Process Group (MLE)
  2. Arbeitskreis Hardware Engineering Process (HWE)
  3. Validierungsgruppe (VAL)

Erweiterte Prozessgruppe: 1 (Ein neuer Prozess wird in der SUP-Gruppe hinzugefügt)

  1. Datenmanagement im Bereich des maschinellen Lernens (SUP.11)
** ⭐ Neu

Empfohlener VDA-Bereich:

In der obigen Tabelle sind die grundlegenden Praktiken aufgeführt, die sich inhärent innerhalb des Bereichs befinden. Darüber hinaus sollten je nach Art des Projekts – ob es sich um Systeme, Software, Hardware oder maschinelles Lernen handelt – die entsprechenden Plug-Ins in den Umfang aufgenommen werden, dann steht das Projekt unter dem VDA-Radar.

Z.B.:

Früher im VDA-Bereich umfasst – Basis + SYS + SWE

Jetzt im VDA-Geltungsbereich enthalten: Basis + beliebiger Plug basierend auf Projekt

Die folgende Tabelle zeigt optionale Basispraktiken, die uns die Flexibilität geben, je nach Projektbedarf zu wählen, und sie sind nicht obligatorisch

Prozessgruppe für maschinelles Lernen

Die Automobilindustrie schreitet derzeit in Richtung der Entwicklung fortschrittlicher autonomer Fahrzeuge voran, und daher sollte die Software auch Funktionen des maschinellen Lernens beinhalten. Die traditionelle Prozessgruppe Software Engineering (SWE) allein wird nicht ausreichen, um diesen Bedarf zu decken. Maschinelles Lernen ist unverzichtbar geworden, da es eine entscheidende Rolle bei wichtigen Aktivitäten wie Datenmanagement und Algorithmus-Training spielt. Machine Learning Engineering (MLE) kann als Plug-in in den SWE-Prozess integriert werden, beginnend mit dem Entwurf der Softwarearchitektur und bei der Softwareintegration und dem Integrationstes.

  • Identifizieren Sie Softwareelemente zur Entwicklung von maschinellem Lernen aus der Softwarearchitektur
  • MLE-Prozesse werden für ML-basierte Softwareelemente angewendet und andere gelten von SWE 3 bis SWE-Tests
  • ML Testergebnisse müssen in andere Softwarekomponenten integriert werden, und für diese müssen SWE.5-Prozesse angewendet werden.

Arbeitsgruppe Hardware-Engineering-Prozess

Hardware Engineering war in SPICE bereits als separates (PAM) vorhanden. Die Integration mit ASPICE 4.0 ermöglicht uns eine konsistente Handhabung von Prozessmechatronik-Disziplinen. (SYS; SW, HW)
HWE Scope umfasst nur elektrische oder elektronische Hardware und repräsentiert nicht Mechatronik und Steuergeräte.
Hiervon ausgenommen sind das System-Level-Engineering, einschließlich Mechatronik, Prozesse auf Steuergeräteebene, die Beschaffung, die mechanische oder Hardware-Musterfertigung oder Produktionsprozesse, die über Schnittstellen zu den relevanten Prozessen adressiert werden.

Wichtige Änderungen in der Terminologie

  • System: Der Begriff "System" wird in unterschiedlichen Zusammenhängen auf verschiedenen Ebenen (SYS.x) verwendet. Wenn sich ein Projekt ausschließlich auf Software beschränkt, wird es nicht als "System" bezeichnet, da es von der Hardware abhängig ist. Das Fahrzeug gilt als primäres System, das mehrere Unterebenen wie Hardware, Mechatronik und Software umfasst.
  • Die rechte Seite des V-Zyklus in der Entwicklung, die früher als Test bezeichnet wurde, wurde nun in "Verifizierung" geändert.
  • Prüfspezifikationen werden jetzt als "Verifizierungsmaßnahmen" bezeichnet.
  • Die Validierung wird als neue Prozessgruppe hinzugefügt, die nach Abschluss der Systemüberprüfung in Project erfolgt.

Trainings

Assessoren, die bereits an einer entsprechenden Schulung in 3.1 teilgenommen haben, haben die Möglichkeit, diese auf 4.0 zu aktualisieren, aber für die neuen Mitglieder, die sie absolvieren möchten, gilt die neue Schulungsstruktur.

Eine neue Ausbildung wird eingeführt, bevor man mit der Ausbildung zum vorläufigen Assessor beginnen möchte. Diese Schulung konzentriert sich auf ASPICE Base Practices, System, Software und inhaltliche Richtlinienaspekte. * Hinweis: In dieser Schulung sind die neuen Prozessgruppen HWE und MLE nicht enthalten. 

Diese Schulung befasst sich® mit einem zertifizierten Prozessexperten (ASPICE), der Wissen über die Prozesse und die Implementierung vermittelt, aber nicht "Wie bewertet man?". Die Bewertungsthemen werden im Schulungsprogramm für vorläufige Prüfer behandelt.

Wichtige Punkte

ASPICE 4.0 bringt mehrere Verbesserungen gegenüber ASPICE 3.1 mit sich, insbesondere durch die Berücksichtigung der wachsenden Bedeutung von Sicherheit, Cybersicherheit und der Integration neuerer Technologien wie autonomes Fahren, KI und Elektrofahrzeuge.

ASPICE 4.0 ist flexibler und ermöglicht eine breitere Palette von Entwicklungsansätzen, einschließlich Agile und DevOps.

Die Prozesse in ASPICE 4.0 orientieren sich stärker an modernen Industriestandards, einschließlich ISO 26262 und ISO 21434, und sind damit umfassender für Automobilunternehmen, die mit komplexen Entwicklungsumgebungen konfrontiert sind.

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    Felix Winter
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